Begriffe und Definitionen rund um Microsoft Azure, Azure Services und Software-plus-Services

Mit der Masse an Ankündigungen, die Microsoft während der PDC vergangene Woche gebracht hat (Windows Azure, Windows 7, Office Web Applications, SecondLight etc.) kann es schwer werden, den Überblick über all die neuen Bezeichnungen zu behalten. Insbesondere, wenn bisher nur alternative bzw. Code-Bezeichnungen für einzelne Konstrukte im Umlauf waren.

Die wichtigste Abbildung, die auf der PDC gezeigt wurde, und die viele Begriffe schon in einen Kontext setzt, ist die folgende:

Azure Services Platform 02

Ein paar Begriffe möchte ich dazu nochmals zusammenfassend (in alphabetischer Reihenfolge) auflisten und definieren:

Azure
Kurzbezeichnung für die Azure Services Plattform (s.u.).

Azure Services
Eine Reihe von Diensten, die auf Windows Azure (s.u.) aufsetzen und höher abstrahierte Anwendungsdienste anbieten. Damit entsprechen die Azure Services für die Cloud der Anwendungsplattform (Application Platform) im vor-Ort- bzw. Hosting-Betrieb. Dies habe ich bereits in einem früheren Blog zur Microsoft Plattform näher ausgeführt.
URL: https://www.azure.com/services/

Azure Services Platform
Kurzbezeichnung: Azure. Oberbegriff für alle Basis- und Anwendungsdienste, die Microsoft in eigenen Rechenzentren Entwicklern zur Verfügung stellt. Basis der Plattform ist Windows Azure (s.u.), darauf aufsetzend die Azure Services (s.o.).
URL: https://www.azure.com/services/

Computation Services
Ein Hosting Dienst zur Ausführung von Managed Code (sprich: .NET Anwendungen und Services), der in Microsoft Rechenzentren betrieben wird. Für die Zukunft ist auch der Betrieb eigener virtuellen Maschinen (VMs) geplant. Die Computation Services erlauben die Ausführung von ASP.NET Webanwendungen oder .NET Code und stellen hierzu Internet Information Services 7.0 und Microsoft .NET Framework 3.5 SP1. Die Anwendungen können zugriffsgeschützt werden. Zur Verwaltung der ausgeführten Anwendungen steht ein Webportal zur Verfügung.

Live Mesh
Eine Software + Services Lösung, die aus einem auf Live und Mesh Services basierendem Dienst und Client-Anwendungen besteht. Live Mesh stellt Funktionen zum Ablegen und Synchronisieren von Daten bereit. Neben einer Web-Oberfläche, dem "Live Desktop" gibt es Client-Anwendungen, die für Windows XP, Windows Vista, Windows Mobile und Macs bereitstehen, die sich nahtlos in die Oberfläche des jeweiligen Rechners integrieren. Der Live Mesh Dienst synchronisiert alle Daten, die in speziell gekennzeichneten Ordnern abgelegt werden, automatisch mit allen anderen Geräten, die an den Dienst angeschlossen sind, d.h. im persönlichen "Mesh" des Anwenders hängen. Neben der Datenaustauschfunktion gibt es auch eine "Remote Desktop"-Funktion, mit der sich Geräte über das Mesh fernsteuern lassen.
URL: https://mesh.live.com

Live Services
Services, die Funktionen für Identity, Verzeichnisdienste, Anwendungsspeicher, Kommunikation und Anwesenheit, Suche und ortsbezogene Dienste bereitstellen. Weitere Dienste, die Mesh Services erweitern diese Funktionen um benutzer-, geräte- und anwendungsbezogene Dienste und Funktionen zur Datensynchronisation.
URL: https://dev.live.com/

Mesh Services
Live Services, die bestimmte Funktionalitäten für Live Mesh Anwendungen bereitstellen. Dazu gehören: User Services, Devices Services, Applications Services, Synchronisationsservices. Diese Services verwenden wiederum die anderen Live Services, um die Funktionalität für Live Mesh zu erbringen.

.NET Services (bisher: BizTalk Services)
Dienste zur Steuerung von Services, d.h. Ablaufsteuerung (Workflow), Nachrichtenübermittlung (Service Bus) und Zugriffssteuerung (Access Control). Damit bieten .NET Services Funktionalitäten eines Internet Service Bus.
URL: https://www.microsoft.com/azure/netservices.mspx

Simple Data Storage Services
Ein skalierbares, hoch verfügbares, zugriffsgeschütztes Speichersystem, das in Microsoft Rechenzentren betrieben wird, die Ablage von Blobs und Tabellen ermöglicht und einfache Abfragedienste bereitstellt. Simple Data Storage Services sind nicht zu verwechseln mit SQL Data Services. Erstere stellen einfache Datenbankdienste bereit, letztere eine höher abstrahierte Zugriffsschnittstelle (s.u.).

Software-plus-Services (S+S)
Microsofts Strategie, die hinter allem steckt: S+S geht davon aus, das Unternehmen und Privatkunden in Zukunft einen Mix aus Cloud Services und lokal betriebenen Client- und Serveranwendungen nutzen, auf die über verschiedene Endgeräte (PC, Browser, Smartphone) zugegriffen wird. Mit Windows Azure wird Microsofts Plattform komplettiert, d.h. neben den klassischen Client- und Server-Betriebssystemen und -Anwendungen steht nun auch eine entsprechende Cloud Plattform mit Betriebssystem, Services und Anwendungen bereit.

SQL Services (bisher: SQL Server Data Services)
Oberbegriff für alle Azure Services im Zusammenhang mit SQL, d.h. Datenspeicherung. Zum aktuellen Zeitpunkt ist der einzige Service "SQL Data Services". Im Laufe der Zeit sollen aber weitere Services hinzukommen und SQL Services ähnlich mächtig machen wie ein lokal betriebener SQL Server (Ziel ist die "Server-Service Symmetrie").
URL: https://www.microsoft.com/azure/sql.mspx

SQL Data Services
Einer der (bzw. bislang der einzige) SQL Service. SQL Data Services erlauben die Speicherung von Daten in einer hierarchischen Datenbank. Zu diesem Dienst habe ich bereits eine kleine Blog-Reihe verfasst.
URL: https://www.microsoft.com/azure/data.mspx

Windows Azure
Microsofts Betriebssystem für Cloud Services Szenarien. Die Bezeichnung "Betriebssystem" ist dabei kein Marketing-Gag, sondern in der Tat bietet Windows Azure Dienste an, die typischerweise auch von einem klassischen Betriebssystem erwartet werden: Hosting von Anwendungslogik in Form von Services, Management von Services, Rechenleistung, Speicherverwaltung etc. Dabei können Programmierer Anwendungen in ihrer gewohnten Umgebung, Visual Studio, entwickeln, deployen, testen etc.
URL: https://www.azure.com/