Freeware versus Open Source

Hi…

Gestern war Damir Tomicic bei Microsoft in Unterschleißheim und hat dabei auch bei uns in N1.26 vorbeigesehen. Wir haben wieder – wie immer – ein wenig philosophiert und diskutiert. Dabei hat Damir in einem Nebensatz eine Aussage gemacht, die mich ein wneig beschäftigt hat. Irgendwie hat sie das ausgedrückt, was ich schon ewig in meinem Kopf herumgeschleppt habe.

Damir sagte: “Ich verstehe das Konzept von Freeware. Ich verstehe nicht das Konzept von Open Source, aber das von Freeware!”

Es bringt etwas zum Ausdruck, das wahrscheinlich gerne irgendwie verschwiegen wird. Warum weiß ich nicht, aber irgendwie ist es so.

Open Source als Tatsache, ist den meisten wurscht

Es mag die Stallmans auf diesem Planeten schocken, aber die Tatsache, dass man bei Open Source in den Source sehen kann, interessiert die meisten Anwender selbiger Software herzlich wenig. Es gibt sie, die die echte Notwendigkeit haben, zum einen um zu überprüfen, ob Alles mit rechten Dingen zugeht (Standardisierungsgremien, Staaten). Und die, die schlichtweg lernen und verstehen wollen (Universitäten, Studenten). Aber – Hand auf’s Herz – außerhalb einer sehr kleinen Schicht an C/C++ Gurus wird jeder froh sein, die Finger davon lassen zu können geschweige denn man “eine Verbesserung hinzufügen”.

Es geht eigentlich um Freeware – und das ist ok so

Der eigentlich Treiber für Open Source ist das Preisschild, das meistens dranklebt. Open Source ist in den meisten Fällen nämlich umeinsonst – zuerstmal. Mit diesem Argument – keine Lizenzkosten – machen Open Source Verfechter ja auch ganz direkt Werbung für ihr Angebot.

Was die Kollegen entdeckt haben, ist das es alternative Business-Modelle bei Software geben kann, denn Lizenzen. In der realen Welt kann ein Gartenbauer auch damit werben, dass der Rasensamen umsonst ist, wenn sie seine Dienste in Anspruch nehmen. Das Gras dürfen sie dann natürlich behalten. Er lebt nicht vom Verkauf des Samens sondern von der Dienstleistung drumherum. Und dieses Modell versucht eine IBM oder Red Hat – verkaufe keine Software, sondern Dienstleistung. Nun sind aber zu kleine Projekte uninteressant, daher ist es für sie eine Art Werbemittel, die Software breit zu streuen. Sie wissen, dass man bei großen Projekten nicht um professionellen Rat herum kommt.

Eine anderes Business Modell ist Werbung – man könnte es auch das Web 2.0 Modell nennen. Google gibt Chrome und Zeug frei heraus, um sich Sockets im Werbemarkt zu sichern. Jeder Verwender von Chrome ist ein Sockel, auf dem sich Google mit Hilfe weiterer Angebote Real Estate für Werbung sichert.

Was Web 2.0 auch gebracht hat, ist die Idee vom “Probiererle”. So nannte die Metzgereiverkäuferin in meinem Dorf immer das Stückchen Wurst, das das Kind bekam. Ziel war zweierlei: Kundenzufriedenheit steigern, weil Mütter es irgendwie immer positiv aufnehmen, wenn man ihrem Kind was Gutes tut. Und zweitens mit Hilfe des Kindes bei der Mutter den Bedarf an Fleischwurst zu steigern, weil die gerade so gut ankam. Bei Web 2.0 haben wir die freie Probiererle-Version – manchmal mit und ohne Werbung noch etwas angereichert. Und die Vollversion, dann ohne Werbung und mit allen Finessen.

Wenn wir also ehrlich zu uns sind, dann geht es den Anwendern bei Open Source zu meist nicht darum, die grundlegende Freiheit des Individuums innerhalb dieser Galaxie in seinem grundlegenden Drang nach Gleichheit und totalem Informationszugang zu unterstützen, sondern umsonst Software zu haben. Da profesionelle Software-Entwicklung irgendwie Geld kostet, haben sich einige findige Köpfe überlegt, wie man das eine mit dem anderen kombinieren kann. Wo ist das Problem? Nirgends, wenn nicht immer wieder – gerade auch von den Playern in diesem Markt – die moralische Keule geschwungen werden müsste. Nur weil die UNO Lastwagen der Firma X verwendet, macht das X nicht zum Roten Kreuz. Die Sprüche, die man teilweise zu hören bekommt, sind super-lächerlich, weil zum Beispiel auch Red Hat eine Aktiengesellschaft ist. Die Aktionäre würden zusammen mit dem Finanzamt – die verlangen von Firmen auch das sie Gewinn machen und damit steuerpflichtig sind – dem Laden Dampf machen, wenn nicht ein paar Cent am Ende über bleiben.

Erstaunlich – Leistung und Service zählen doch

Eine erstaunliche Entwicklung gibt es auf dem Musikmarkt. Erinnert sich noch jemand an die Zeit so vor 6-7 Jahren?? Damals wurde der Musikindustrie das Ende prophezeit, weil jeder irgendwann Musik sowieso nur noch per Internet klauen würde. Tauschbörsen sind allenthalben entstanden. Als die Industrie anfing sich Gedanken über bessere DRM Methoden zu machen, ist man auf die Barrikaden gegangen, weil die Freiheit der künstlerischen Entfaltung auf dem Spiel stand. Schwachsinn! Es ging darum weiter umsonst Musik hören zu können, aber im moralischen Mäntelchen sieht es hübscher aus.

Plötzlich trat ein Player auf und hat das Konzept “Absolut guter Service gegen Gebühr” auf’s Feld gebracht. Wahrscheinlich hätte sich die Musikindustrie nicht auf die notwendigen Zusagen eingelassen, wenn ihnen irgendwas Besseres eingefallen wäre und nicht Steve Jobs als Gallionsfigur aufgetreten wäre. Der Rest von Apple iPod und iTunes ist Geschichte.

Ja, Menschen lassen sich aus der Alles-Umsonst-Denke herauslocken, wenn der Mehrwert stimmt. Für mich ist das das Learning aus iPod.

Von Freeware zu Service

Schaut man sich das Alles an, kann der Trend für Firmen in diesem Bereich nur in Richtung Service gehen. Nehmen wir mal das Feld Web-Server. Den meisten Verwendern von Appache und Linux in dem Umfeld geht es um den Preis und die Leistung des Pakets. Beides passt, Rest egal. Der Hoster bietet guten Preis und Service, gut ist.

Wenn der Hoster jetzt ein besseres, billigeres Angebot hätte, wer würde dann für Open Source kämpfen?? Solange das Ding rennt??

Eben.

CU

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